Digital Leadership – Erklärung, Herausforderungen & Modelle
Die Digitalisierung hält Einzug in jeden Bereich unseres Lebens: wir kommunizieren mit digitalen Nachrichtendiensten, lesen digitale Magazine und werden von digitalen Fahr-Assistenten in der Spur gehalten. Auch das Arbeitsleben befindet sich mitten in der digitalen Transformation. Man spricht vom Megatrend New Work. Aufgrund der Digitalisierung der Arbeitswelt gehört plötzlich das Arbeiten von zu Hause für viele zum Alltag. Ideen und Projekte werden digital umgesetzt und Weiterbildung erfolgt über E-Learning-Angebote. Durch diese Entwicklung sind Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen gefordert. Besonders Führungskräfte müssen lernen, Entscheidungen und Maßnahmen zu treffen, die im Kontext der Digitalisierung ein effizientes Arbeiten ermöglichen und das Unternehmen wettbewerbsfähig hält. Welche Anforderungen und Modelle Sie als Führungskraft mit digitaler Kompetenz beachten sollten erfahren Sie in diesem Ratgeber für Digital Leadership.
Digital Leadership – Die wichtigsten Fragen & Antworten
Die Digitalisierung erfordert von Führungskräften einen Dreiklang aus methodischen, fachbezogenen und persönlichen Kompetenzen. Für Digital Leadership bedeutet das: Verteilung von Wissen und Verantwortlichkeit statt Bottom-Up, einfache Entscheidungswege statt eines hierarchischen Hürdenlaufs und ein ganzheitliches Mitarbeiterbild, statt dem eines reinen Auftragempfängers. Diese Prinzipien sind Teil des Trends „New Work“. Unter diesem von Frithjof Bergmann in den 70er Jahren eingeführten Begriff versteht man eine moderne Form des Arbeitslebens als Gegenentwurf zur Knechtschaft der Lohnarbeit.
Die digitale Transformation bezeichnet einen Übergangsprozess innerhalb der Digitalisierungszeitalters, der einst analoge Produktionsverfahren, Marktplätze und Kommunikationswege in digitale Adaptionen und neue Formen verwandelt. Dieser Wandel ist abhängig vom Fortschritt digitaler Technologien und betrifft jeden Bereich des alltäglichen Lebens. Bei umbruchartigen Fortschritten und Veränderungen spricht man von digitaler Disruption.
Die strikte Trennung zwischen Berufs- und Privatleben wird durch digitale Technologien zunehmend schwieriger. Während der Arbeitszeit eine private Nachricht beantworten und dem Kollegen nach Feierabend eine kleine Hilfestellung am Telefon geben sind gelernte Praktiken. Deshalb spricht man öfter von Work-Life-Blending statt von der Work-Life-Balance. Blending, auf Deutsch Verschmelzung, bietet Mitarbeitern und Führungskräften ein großes Maß an Flexibilität in Ihrer Arbeitsgestaltung, verlangt aber gleichzeitig von jedem mehr Selbstdisziplin und Eigenverantwortung. Digital Leadership kann hierbei Orientierung geben und technische Voraussetzungen schaffen.
Ein Digital Leader sollte Vertrauen in seine Mitarbeiter haben und diese auf Augenhöhe führen. Zudem sollte er offen für neues sein und Partizipation und Agilität fördern. ein Digital Leader kennt sich aus mit neuen Trends, neuen Märkten und Technologien und neuen Arbeitsmethoden.
Digital Leadership – Definition
Um eins vorweg zu nehmen: Digital Leadership ist ein Begriff ohne eindeutige Definition. Erstmals erwähnt wurde Digital Leadership vom deutschen Sozialpsychologen Utho Creusen, der seit 2008 als Honorarprofessor an der Katholischen Universität Eichstätt/Ingolstadt die Führung von Start-Ups untersucht. Digital Leadership, auch Leadership 4.0 genannt, beeinflusst vor allem die Arbeitsgestaltung und Führungsprinzipien in Unternehmen. Neben flexiblen Arbeitszeiten und mobilen Offices geht es bei Digital Leadership um die Vernetzung, Teilhabe und Agilität der Mitarbeiter. Besonders das Partizipieren der Mitarbeiter an Entscheidungsprozessen soll der Organisation zu mehr Flexibilität und Schnelligkeit verhelfen und Mitarbeiter in ihren Stärken und in ihrer Begeisterung fördern. Nach außen äußert sich Digital Leadership durch eine Fokussierung auf die Kundenbedürfnisse (Customer Centricity), z.B. durch Techniken wie Beta Tests und Methoden wie Design Thinking.
Die drei Hauptelemente von Digital Leadership
Unternehmen müssen sich am Arbeitsmarkt zunehmend an der Arbeitsatmosphäre (Work Design), ihrer Zukunftsfähigkeit (Business Design) und der Kundenzentrierung (Customer Needs Design) messen lassen. Diese drei Faktoren werden im Digital Leadership beeinflusst und entscheiden maßgeblich über die Wettbewerbsfähigkeit einer Organisation.
Mitarbeiter (Work Design)
Als Digital Leader ermöglichen Sie jedem Mitarbeiter nicht nur, Teil des digitalen Transformationsprozesses zu sein. In Ihrer Führungsrolle ist es Ihr Ziel, das Mitarbeiterpotenzial bestehend aus mentalen und physischen Fähigkeiten zu entfalten. Das hat große Auswirkungen auf die Arbeitsatmosphäre, die individuelle Arbeitsmoral und letztlich auf die persönliche Performance und Zufriedenheit.
Unternehmen (Business Design)
Damit das Unternehmen in der digitalen Zukunft erfolgreich ist, stellt Digital Leadership Sie vor die Aufgabe alle relevanten Strukturen, Prozesse und Kommunikationswege den digitalen Anforderungen entsprechend anzupassen. Der konsequente Einsatz agiler Methoden helfen Ihnen dabei, schnell und effizient auf Veränderungen reagieren zu können. Ein Ziel sind kürzere Innovationszyklen, um die Zeit von der Entwicklung bis zur Markteinführung (Time-to-Market) zu reduzieren.
Technologie (Customer Needs Design)
Die klare Ausrichtung an den Bedürfnissen Ihrer Kunden bestimmt das Produktprogramm Ihrer Organisation. Digital Leadership erfordert eine Offenheit für Trends und gesellschaftliche Entwicklungen und setzt sich dafür ein, vom Kunden her zu agieren. Dabei spielen Daten eine entscheidende Rolle. Als Digital Leader wissen Sie, wie die Organisation an die wichtigsten Daten kommt, wie sie sie analysiert und welche Maßnahmen von ihnen abgeleitet werden müssen.
Herausforderungen für Digital Leadership
Digital Leader agieren in der digitalen Transformation eines Unternehmens als Vorbilder. Nur durch das Vorleben eines modernen Führungsstils, wird der Transformationsprozess gelingen. Als Digital Leader sollten Sie deshalb ein emphatischer, kommunikativer und agiler Mensch sein. Sie verstehen es, Ihre Mitarbeiter in den Prozess aktiv einzubinden und dabei ihre Potenziale zu fördern. Ihre Mitarbeiter arbeiten eigenverantwortlich und selbstorganisiert und sehen in Ihnen einen Mentor. Digital Leadership erfordert, das Ohr stets am Puls der Zeit zu haben, Trends und zukünftige Kundenbedürfnisse frühzeitig zu erkennen und zu wissen, wie man mit Kreativität, Mut und Agilität auf diese reagiert.
Digital Leadership: Modelle
Es gibt zwei wesentliche Modelle, die im Rahmen von Digital Leadership angewendet und in der Organisation etabliert werden sollten:
SMART
Ein digitaler Transformationsprozess geschieht nicht über Nacht. Auf dem Weg müssen verschiedene Meilensteine und gemeinsame Ziele passiert werden, deren Definition bestimmte Charaktereigenschaften berücksichtigen sollten. Das SMART-Modell gibt Ihnen dafür die notwendige Orientierung:
S | für spezifisch: | vereinbaren Sie mit Ihren Mitarbeitern Ziele, die sich klar voneinander unterscheiden und verständlich sind |
M | für messbar: | der Erfolg dieser Ziele sollte sich anhand von qualitativen und quantitativen Merkmalen messen lassen |
A | für attraktiv: | Sie sollten die Mitarbeiter vom neuen Führungsstil und deren Maßnahmen überzeugen, so dass sie erkennen, dass es sich lohnt dafür zu arbeiten |
R | für realistisch: | sorgen Sie dafür, dass die Ziele mit den verfügbaren Ressourcen umsetzbar sind. Zeit, Kompetenzen und Mittel sollten das Erreichen ohne Frust ermöglichen |
T | für terminiert: | setzen Sie eindeutige Zeitvorgaben bis wann ein Ziel erreicht sein soll |
VOPA
Ein Unternehmen lebt von seinen Mitarbeitern und Sie als Digital Leader können durch vier Kernelemente die Produktivität und Zufriedenheit nachhaltig steigern:
V | für Vernetzung: | Ihre Mitarbeiter sollten in einem sozialen Netzwerk gemeinsam miteinander agieren können. Sie sind dafür verantwortlich die notwendige Infrastruktur bereitzustellen, zum Beispiel durch virtuelle Arbeitsgruppen, Intranet und Kommunikations-Tools wie Microsoft Teams oder Slack |
O | für Offenheit: | Digital Leadership ermöglicht eine Demokratisierung von Wissen durch öffentliche Key Notes oder Best Practice Präsentationen und fördert damit die Transparenz und gegenseitiges Lernen in Ihrer Organisation |
P | für Partizipation: | Digital Leadership beteiligt Ihre Mitarbeiter aktiv an Entscheidungsprozessen und fördert damit ihr Potenzial und ihre Schaffenskraft. Dadurch bauen Sie sperrige Hierarchien ab und beschleunigen die Prozesse |
A | für Agilität: | Digital Leadership sorgt mit agilen Arbeitsprozessen und einer flexiblen Arbeitszeit- und Arbeitsortgestaltung nicht nur für eine erhöhte Mitarbeitermotivation, sondern auch dafür, dass das Unternehmen schneller auf Marktveränderungen reagieren kann |
Zusammenfassung
Digital Leadership ist kein Nice-To-Have, sondern für viele Unternehmen eine Notwendigkeit, um am Markt erfolgreich zu bleiben. Ein Unternehmen ohne digitale Kompetenzen in der Führungsebene wird es schwer haben, sich den schneller ändernden Marktbedingungen anzupassen. Hinzu kommt, dass Digital Leadership ein entscheidender Faktor für Employer Branding ist. Unternehmen werden heutzutage an ihren „Soft Skills“ gemessen und miteinander verglichen: flexible Arbeitszeiten, Home Office, eine agile und offene Arbeitsatmosphäre werden von Bewerbern als Standard vorausgesetzt. Doch derartige Angebote müssen fester Bestandteil der Unternehmenskultur sein und vorgelebt werden. Und hier kann Digital Leadership und Sie als Führungskraft ein entscheidender Faktor sein.
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